Die Entscheidung meines Vaters. Selbstmord ist eine Möglichkeit, allerdings eine endgültige. Suizid schmerzt nur Hinterbliebene.
Ein Anfang im Schatten Als ich ungefähr fünf Jahre alt war, traf mein Vater eine Entscheidung, die mein Leben für immer verändern sollte. Er nahm sich das Leben. Oder vielleicht sollte ich sagen: er sah in diesem Moment keinen anderen Ausweg mehr. Es war seine Entscheidung, so schmerzhaft das für alle anderen auch war. Erst zwanzig Jahre später war ich in der Lage, diesen Gedanken in seiner ganzen Tragweite anzunehmen. Davor war da nur Unverständnis, Wut, Scham und diese bohrende Frage nach dem Warum. Die Erinnerungen an ihn sind spärlich und oft von Zwiespalt durchzogen. Da war die berühmte „gesunde Watsche“, die damals in vielen Familien fast schon als erzieherisches Mittel galt, für mich aber eher ein Ausdruck seiner Überforderung war. Er konnte Fragen nicht beantworten, und stattdessen sprach seine Hand. Und dann ist da dieses Bild von Blut an der Wand – ein Bild, das sich eingebrannt hat und bis heute schwer greifbar bleibt. Es wirkt wie eine ungewollte Mahnung daran, dass sein Leben und damit auch ein Teil meines Lebens abrupt und schmerzvoll aus der Spur geriet. Die Sprachlosigkeit der 80er Das eigentliche Thema begann nicht mit seinem Tod, sondern danach. Ende der 80er Jahre war Suizid in…